Muttertag mit gebrochenem Herzen – Wenn Liebe bleibt, aber die Umarmung fehlt

„Wir wären nicht gewaschen und meistens nicht gekämmt,
die Strümpfe hätten Löcher und schmutzig wär mein Hemd.
Wir äßen Fisch mit Honig und Sauerkraut mit Zimt,
wenn du nicht täglich sorgtest, dass alles klappt und stimmt.“

Kindergedicht zum Muttertag

 

Wenn der Muttertag zur Erinnerung an das Unfassbare wird

Zwischen Freude und Schmerz: Ein Tag, der alles verändern kann

Wer kennt es nicht, das Gedicht zum Muttertag. Ich habe es selber viele Jahre für meine Mutter aufgesagt und irgendwann dann meine große Tochter für mich.

Den Muttertag habe ich immer gerne gemocht. Nicht, weil ich eine besondere Ehre oder Andenken brauche. Sondern, weil ich die Energie genossen habe: die Aufregung meiner Tochter, wie ich auf das selbstgebastelte Geschenk reagiere, wie ich mich über das aufgesagte Gedicht freue.

Im Jahr 2015 hatte ich quasi den bisherigen Höhepunkt erreicht: endlich, nach einer langen Kinderwunschzeit, hatte ich zwei Kinder am Muttertag bei mir. So viel Glück war gar nicht zu fassen.

 

Muttertag, wenn das Kind nicht mehr lebt

Der umso tiefere Fall folgte 2016, als meine zweite Tochter ca. einen Monat vor dem Muttertag plötzlich verstorben ist. Nun hasste ich den Muttertag, fehlte mir doch meine Tochter so sehr und ich überlegte, ob ich überhaupt eine Mutter sei. Oder nur eine halbe, weil ein Kind nicht mehr da war?

 

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Warum der Muttertag für verwaiste Mütter so schwer sein kann

Das schmerzhafte Fehlen im Herzen und im Alltag

Für Mütter, die ihr Kind verloren haben, ist der Muttertag kein Tag der Freude und des liebevollen Zusammentreffens. Sondern ein schmerzliches Spüren der Lücke, die unser vorausgegangenes Kind hinterlassen hat.

Die unsichtbare Mutterrolle – Anerkennung trotz Verlust

Diese Frage stellen sich viele Mütter, die ein Kind verloren haben. Besonders jene, bei denen das einzige Kind verstorben ist. Meiner Meinung nach wird man von einer Frau zur Mutter, sobald sie weiß, dass Leben in ihr entsteht.

 

a babyhand holding mother's finger

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Ein Gedenktag für verwaiste Mütter: Der Internationale Muttertag

Herkunft und Bedeutung des Internationalen Muttertags für verwaiste Mütter

Bei den Recherchen zu unserem Buch ist mir der Internationale Muttertag für verwaiste Mütter aufgefallen, der immer am ersten Sonntag im Mai gefeiert wird. Er wurde bereits 1908 von einer Amerikanerin ins Leben gerufen, die selbst mehrere Kinder verloren hatte. Erst 2010 wurde er durch die australische Trauerberaterin Carly Marie wieder bekannt gemacht.

Brauchen wir einen eigenen Tag des Gedenkens?

Brauchen wir verwaisten Mütter einen eigenen Gedenktag? Oder sind wir sowieso ganz besonders mit unserer Situation und brauchen nicht auch noch „Extrawürste“?

 

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Potenzielle Nachteile und Herausforderungen

 

Zusätzliche Belastung

Durch die Auseinandersetzung mit dem Verlust und der Trauer an zwei aufeinanderfolgenden Sonntagen, kann es für einige verwaiste Mütter zu zusätzlichen Belastungen kommen. Weil der Schmerz um das verlorene Kind natürlich auch am tatsächlichen Muttertag zu spüren ist.

Gefahr von Separierung

Als verwaiste Mütter sind wir sowieso schon „anders“ als viele anderen Mütter. Ein eigener Muttertag könnte ein Gefühl der Ausgrenzung erzeugen.

Geteilte Wahrnehmung

Nicht alle verwaisten Mütter werden diesen separaten Gedenktag begrüßen oder ihn als hilfreich empfinden. Einige bevorzugen es wahrscheinlich, in stiller Trauer zu gedenken – ohne internationale Anerkennung.

 

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Mögliche Vorteile

Anerkennung und Sichtbarkeit

Im Trubel des Alltags, vor allem, wenn noch weitere Kinder vorhanden sind, kann es vorkommen, dass die Gefühle für das verstorbene Kind übergangen oder bagatellisiert werden. Ein eigener Tag bietet einen gesonderten Raum, um den Schmerz zu spüren und sich bewusst als Mama für das verstorbenen Kind zu würdigen.

Gemeinschaft

Nicht nur in den Sozialen Medien, auch in Präsenz können sich verwaiste Mütter zusammentun und sich an diesem speziellen Tag Raum nehmen. Der Austausch mit Betroffenen, kann tröstlich und heilsam sein. Denn man erkennt, dass man mit seinem Schmerz nicht alleine ist. Das im Alltag oft fehlende Gefühl von Verständnis oder Solidarität kann sich entwickeln.

Weniger Konfrontation

Der Muttertag ist für viele verwaiste Mütter eine schmerzhafte Konfrontation mit dem, was fehlt. Die beispielsweise in der Werbung vermittelten Bilder der glücklichen Familie und der Feiern zum Muttertag, intensivieren die Gefühle von Hilflosigkeit und Überforderung. Hier kann es durchaus Sinn machen, sich an einem eigenen Tag mit den Gefühlen auseinanderzusetzen. Und mit dem Ausleben der oftmals als negativ erlebten Emotionen kann auch wieder Platz für hellere Gedanken und Freude am tatsächlichen Muttertag entstehen.

Raum für die Trauer

Am Sonntag vor dem Muttertag kann sich die trauernde Mutter Zeit für sich und ihre Trauer und für die Verbindung mit ihrem verstorbenen Kind nehmen. Wenn weitere Kinder am Muttertag Gedichte aufsagen und Geschenke überreichen, der Muttertagsausflug ansteht und möglicherweise die eigenen Mutter oder Schwiegermutter auch noch besucht werden soll, bleibt wenig Raum für die Trauer um das verlorene Kind. Am Internationalen Muttertag für verwaiste Mütter ist eventuell mehr Zeit für ein stilles Gedenken, eine Zwiesprache oder bewusste Zeit am Grab.

Sensibilisierung

Verwaiste Mütter, vor allem jene von Sternenkindern (= Kinder die während der Schwangerschaft oder während, kurz vor oder nach der Geburt sterben) trauern oft still und in der Gesellschaft werden sie häufig nicht wahrgenommen. Ein eigener Gedenktag kann dazu beitragen, dass das Bewusstsein in der Gesellschaft für die besonderen Bedürfnisse von verwaisten Müttern zu schärfen. Womöglich kann es ein Anstoß sein, offener über Trauer zu sprechen.

 

Ich denke, jede Mutter wird für sich spüren und dann auch entscheiden, wie sie mit dem Muttertag umgeht. Auch wenn unsere Kinder immer einen Platz in unserem Herzen haben, tut es manchmal einfach gut, wenn wir uns bewusst für sie und unsere aktuellen Gefühle für sie Zeit nehmen. Etwa indem wir am Friedhof über die Geschenke nachdenken, die unser vorausgegangenes Kind uns zu seinen Lebzeiten und auch noch danach hinterlassen hat oder auch immer noch schenkt. Das kann ich 365 Tage im Jahr machen, egal ob Muttertag ist oder nicht. Auch ich habe das schon getan und bei mir ist es ganz klar die Lebensfreude, die Emilia als riesengroßes Geschenk dagelassen hat. Und dafür bin ich unendlich dankbar.

 

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Ein persönlicher Weg: Erinnern, fühlen, danken

Wie jede Mutter ihren eigenen Umgang finden darf

Ich denke, jede Mutter wird für sich spüren und dann auch entscheiden, wie sie mit dem Muttertag umgeht. Auch wenn unsere Kinder immer einen Platz in unserem Herzen haben, tut es manchmal einfach gut, wenn wir uns bewusst für sie und unsere aktuellen Gefühle für sie Zeit nehmen.

Etwa indem wir am Friedhof über die Geschenke nachdenken, die unser vorausgegangenes Kind uns zu seinen Lebzeiten und auch noch danach hinterlassen hat oder auch immer noch schenkt.

Das kann ich 365 Tage im Jahr machen, egal ob Muttertag ist oder nicht.

 

Lebensfreude als Geschenk meines verstorbenen Kindes

Auch ich habe das schon getan und bei mir ist es ganz klar die Lebensfreude, die Emilia als riesengroßes Geschenk dagelassen hat. Und dafür bin ich unendlich dankbar.

Auch ich habe das schon getan und bei mir ist es ganz klar die Lebensfreude, die Emilia als riesengroßes Geschenk dagelassen hat. Und dafür bin ich unendlich dankbar.

 

Fazit

Ob mit oder ohne offiziellen Gedenktag – jede verwaiste Mutter wird für sich spüren, wie sie mit dem Muttertag umgeht. Der Internationale Muttertag für verwaiste Mütter kann Raum geben, die Trauer bewusst zuzulassen, sich mit anderen Betroffenen verbunden zu fühlen und der eigenen Mutterschaft auch über den Tod hinaus einen Platz zu geben. Die Liebe zu unseren verstorbenen Kindern bleibt – und manchmal schenkt uns gerade das stille Gedenken wieder Kraft und Lebensfreude. Auch ich habe diesen Raum für mich entdeckt: Mein Kind hat mir ein riesengroßes Geschenk hinterlassen – ihre Lebensfreude. Dafür bin ich unendlich dankbar.

 

Ein Fragezeichen, das verwoben ist mit einem in sich vernetzten Oktaeder

Muttertag mit leerem Platz: Trauer und Erinnerung

Dieses Quiz beleuchtet, wie verwaiste Mütter den Muttertag erleben und warum ein eigener Gedenktag für sie wichtig sein kann. Emotional, nachdenklich – mit einer Prise Humor.

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Frage 1/4 - leichte Einstiegsfrage:

Seit wann gibt es in Österreich gesetzlich geregelte Mindeststandards für Psychotherapie-Ausbildungen?

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Frage 2/4 - leichte Frage:

Welche Voraussetzung ist heute notwendig, um Psychotherapie in Österreich studieren zu können?

3 / 4

Frage 3/4 - JETZT wird's so richtig kniffelig:

Welche der folgenden Aussagen beschreibt eine Besonderheit der systemischen Therapie im österreichischen Curriculum?

4 / 4

Frage 4/4 - zum Abschluß eine humorvolle Herausforderung:

Welche Yin Yoga-Position klingt, als könnte sie auch in der Obstabteilung liegen?

Dein Ergebnis ist

Die durchschnittliche Punktzahl ist 83%

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Mag.a Ulla Gschwandtner, ist Juristin, Familien-Trauerbegleiterin, psychosoziale Beraterin, diplomierte Aromafachberaterin und Reiki-Lehrerin.
Nach dem plötzlichen Verlust ihrer Tochter Emilia im Jahr 2016 fand sie gemeinsam mit ihrem Mann Robert einen Weg zurück in ein erfülltes Leben und widmet sich heute der Begleitung trauernder Menschen.
Sie nimmt damit verschiedenste, manchmal nicht alltägliche Perspektiven auf Leben, Gesundheit, Regeneration, aber auch das Ende des Lebens, den Tod ein und teilt ihre wertvollen Zugänge, Erfahrungen und Erkenntnisse im Rahmen des Health 4 Me - Blogs.

Mit einer Kombination aus eigener Erfahrung und fundierter Ausbildung unterstützt sie Menschen online und in Präsenz dabei, ihren individuellen Trauerweg zu gehen und wieder Lebensfreude zu finden. Ihr Fokus liegt auf einfühlsamer Begleitung, Verständnis für zwischenmenschliche Dynamiken in der Trauer und der Stärkung von Betroffenen auf ihrem Weg zurück in den Alltag.

Ihr Motto: „Von Grau zu Bunt – den Weg der Trauer mit Herz und Verständnis begleiten.“

Mehr über sie und ihr Angebot unter https://von-grau-zu-bunt.com/